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Thomas Wortmann

Universität zu Köln

Das ‘Kreuz der Droste-Forscher’: Annette von Droste-Hülshoffs ‘Geistliches Jahr’ als editorische und interpretatorische Herausforderung

Bio

Jahrgang 1983, Studium der Germanistik, der Politikwissenschaft und der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft in Bonn, St. Louis und Köln. Magister Artium 2008. 2008-2009 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft der Universität zu Köln. Seit September 2009: Arbeit an einer von der Studienstiftung des deutschen Volkes geförderten Dissertation zu Annette von Droste-Hülshoffs “Geistlichem Jahr” in genrehistorischer Perspektive, ebenfalls seit 2009: Lehrbeauftragter am Institut für deutsche Sprache und Literatur I der Universität zu Köln, wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl von Prof. Dr. Claudia Liebrand.

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Abstract

Als “Kreuz der Droste-Forscher” bezeichnete Cornelius Schröder 1947 im “Jahrbuch der Droste-Gesellschaft” Annette von Droste-Hülshoffs “Geistliches Jahr”, eine Sammlung geistlicher Lieder auf alle Sonn- und Feiertage des Kirchenjahres. Bezogen ist dies auf den prekären Textstatus des Zyklus: Zahlreiche der Gedichte sind von Droste wieder und wieder überarbeitet worden, ohne das dabei vorherige Textstufen getilgt wurden; für zahlreiche Verse und sogar einzelnen Strophen liegen Varianten vor, zudem ist das Manuskript für ungeübte Leserinnen und Leser nahezu nicht zu entziffern. Für die Herausgeber des “Geistlichen Jahres” bedeutete das seit der Erstpublikation 1851 eine Herausforderung – eine Herausforderung, die ganz unterschiedlich angegangen wurde. Die Lösung des ‘Problems’, war dabei nicht nur davon abhängig, wie die Editoren einzelne Gedichte lasen, welche Varianten sie also wählten, sondern vor allen Dingen auch, was sie in dem Zyklus sahen, wie sie ihn im Œuvre zu verorten und welches Bild sie damit von Annette von Droste-Hülshoff als Autorin zu etablieren suchten. So werden – das zeigt sich besonders in den Paratexten, den Vor- und Begleitworten, den Ankündigungen, etc. – jeweils unterschiedliche Aspekte als zentral kategorisiert und als exemplarisch für Drostes Schreiben bezeichnet.

Ich werde in meinem Vortrag einen Überblick über die Editionen des “Geistlichen Jahres” geben und kurz die unterschiedlichen Herangehensweisen an den Text erläutern, mithin die ‘Agenda’ der Editoren und ihrer – zum Teil konkurrierenden – Ausgaben unter anderem am Beispiel der jeweiligen Begleittexte in den Blick nehmen. Vor allem aber werde ich mich mit dem prekären Textstatus des Perikopenzyklus beschäftigen und fragen, ob nicht gerade darin das Potenzial des Textes liegt, ob dieser Status also für eine Lektüre des Zyklus produktiv gemacht werden kann.

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